Unterordnung und Schutzhundeausbildung unter dem Deckmantel Hundeschule

In der heutigen Zeit sind Hundeschulen, die auf Unterordnung und Schutzhundeausbildung setzen, immer wieder Ziel kritischer Diskussionen. Diese Trainingsmethoden werfen grundlegende Fragen auf, sowohl hinsichtlich ihrer ethischen Vertretbarkeit als auch ihrer Vereinbarkeit mit den geltenden Tierschutzgesetzen. Insbesondere wird immer wieder in Frage gestellt, ob solche Ausbildungen dem Wohl des Tieres dienen oder ob sie potenziellen Schaden anrichten, indem sie Hunde in stressige, ängstigende oder gewaltsame Situationen bringen. Hierzu möchte ich kurz auf das Tierschutzgesetz eingehen. Dies besagt, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Es besagt, dass die Bedürfnisse des Tieres respektiert und geschützt werden müssen und alle Maßnahmen, die das Wohlbefinden eines Tieres beeinträchtigen, wie etwa Gewalt oder unnötiger Stress unzulässig sind. Der Schutz des Tieres steht im Mittelpunkt des Gesetzes und es verpflichtet dazu, alle Maßnahmen zu unterlassen, die dem Tier Schaden zufügen könnten. 

 

Veraltete und problematische Erziehungsmethoden: 

Die Prinzipien der Unterordnung, die in vielen Hundeschulen noch immer gelehrt werden, basieren auf veralteten Theorien, die Hunde als Untergebene in einem festen Hierarchie-Rudel sehen. Diese Theorie geht davon aus, dass der Mensch als „Alpha“ die Kontrolle und Dominanz über den Hund ausüben muss. In der Praxis bedeutet dies oft, dass Hunde unter Zwang, körperlichen Korrekturen oder Drohen diszipliniert werden, um Gehorsam zu erzwingen. 

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen jedoch, dass Hunde nicht in starren, dominanzbasierten Hierarchien leben. Vielmehr sind es soziale Tiere die durch positive Verstärkung und eine respektvolle Kommunikation lernen. Das Prinzip der Unterordnung ist daher nicht nur überholt, sondern kann auch zu massivem Stress, Angst und Verhaltensstörungen führen, was das Wohl des Hundes beeinträchtigt. Weiter kann eine gute Beziehung und vor allem Bindung nicht durch Unterordnung erzwungen werden. 

 

Schutzhundeausbildung: Schädlich?

In spezialisierten Hundeschulen wird diese Art von Ausbildung angeboten. Die Hunde werden oft extremen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. In dieser Ausbildung werden Hunde u.a. darauf trainiert, auf Kommando zu beißen oder sich in bedrohlichen Situationen aggressiv zu verhalten, um den Menschen zu schützen. Sie kann dazu führen, dass der Hund eine gesteigerte Aggressivität entwickelt, das weit über das hinausgeht, was in normalen Alltagssituationen erforderlich oder gesund wäre. 

Zu diesen Trainingsmethoden werden gerne Stachelhalsbänder, Zughalsbänder oder aber auch Stromhalsbänder (Teletakt Halsbänder)  unterstützend genutzt oft mit der Begründung, der Hund müsse „kontrolliert“ oder „dominant geführt“ werden. 

Aus tierschutzrechtlicher und verhaltenstherapeutischer Sicht wirft die Schutzhundeausbildung viele Fragen auf. Der Einsatz von Hunden als „Waffen“ oder als „Beschützer“ könnte dazu führen, dass sie psychisch und emotional überfordert werden, was zu einer Beeinträchtigung ihrer mentalen Gesundheit führt. Sie können Angststörungen, gesteigertes Aggressivitätsverhalten gegenüber Menschen und Tieren ebenso Mangel an sozialer Anpassungsfähigkeit entwickeln. 

Genauer betrachtet steht dies im absoluten Widerspruch zu den grundlegenden Prinzipien des Tierschutzgesetzes. 

Abgesehen davon sind Hilfsmittel wie oben erwähnt, sprich Stachel- Würge- oder Stromhalsbänder etc. gesetzlich verboten. 

 

Konsequenzen für den Hund: 

Stress und Angst, da die Hunde extremen Stress ausgesetzt sind. 

Gesteigerte Aggressivität, gefördert durch die Anwendung von Zwang und Gewalt. 

Verlust der sozialen Bindung, da aufgrund Unterordnung und Schutzhundeausbildung eine unsichere und stressige Umgebung immer wieder entsteht und diese die Vertrauensbasis untergräbt. 

Ein Hund, der ständig darauf gedrillt wird, seinem „Herrn“ zu gehorchen, wird nicht die gleiche emotionale Bindung zu seinem Halter aufbauen wie ein Hund, der in einer positiven und vertrauensvollen Beziehung erzogen wird. 

 

Gesundheitliche Folgen? 

Hunde, die regelmäßig unnötigen Belastungen durch Zerrtraining oder unnatürlichen Bewegungen ausgesetzt sind wie zum Beispiel ständige und langanhaltende Überdehnung des Halses, können unter chronischen Nacken- und Rückenschmerzen leiden. Diese Schmerzen werden oft erst mit der Zeit deutlich und können die Beweglichkeit des Hundes stark einschränken. Eine verspannte Muskulatur im Nackenbereich kann zu Problemen mit der Wirbelsäule führen und den Hund in seiner Lebensqualität erheblich einschränken. 

Eine dauerhafte Belastung der Halswirbel oder der Nackenmuskulatur kann zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen, sie können Schwierigkeiten beim Drehen des Kopfes oder beim schütteln haben. Dies kann auch zu weiteren physischen Schäden im gesamten Bewegungsapparat führen. 

Ein weiterer langfristiger Effekt können degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule oder des Nackenbereichs sein, wie z. Bsp. Bandscheibenvorfälle, die durch ständige Überlastung oder falsche Belastung entstehen können. Diese Erkrankungen können nicht nur zu erheblichen Schmerzen führen, sondern auch zu Bewegungsbeeinträchtigungen und einer massiven Einschränkung der Lebensqualität des Hundes. 

 

Fazit: 

Die traditionelle Unterordnung und Schutzhundeausbildung sind nicht nur veraltet, sondern können auch schädlich für Hunde sein. Die Anwendung von Gewalt und Zwang steht im Widerspruch zum Tierschutzgesetz. 

Hundeschulen, die solche Methoden anbieten, sollten kritisch hinterfragt werden und es ist dringend notwendig, auf moderne tierschutzgerechte Ausbildungsansätze zu setzen, die auf positiver Verstärkung und respektvoller Kommunikation beruhen und dies von ausgebildeten Fachkräften und Experten und nicht von selbsternannten Hundetrainern unter dem Deckmantel Hundeschule. Ein erfahrener, kompetenter und verantwortungsbewusster Trainer wird sicherstellen, dass das Wohl des Hundes immer an erster Stelle steht ohne unnötigen Zwang oder körperlichen Belastungen sowie auf Starkzwangmittel in Form von Kettenhalsbänder, Zughalsbänder oder Stromhalsbänder verzichten. 

 

Vielleicht findet sich hier der ein oder andere der für Unterordnung und für Schutzhundeausbildungen im privaten Bereich steht, bzw. dies auch über kurze oder längere Zeit angewandt hat. Es ist nie zu spät seine Meinung zu ändern und den Blickwinkel zu erweitern. Es kommen regelmässig Hundehalter auf mich zu, die genau dies tun.

Jeder kann einen anderen Weg einschlagen um an der eigenen Beziehung zu seinem/ihrem Hund zu arbeiten und zwar ohne veraltete Methoden. Denn Gewalt und Zwang kann nicht der Weg in einer Erziehung und Beziehung sein. 

 

Vielen Dank

Carmen